Dieses Schloss im sächsischen Wermsdorf spricht für sich, oder? Was die Sprechstundenschwestern damit zu tun haben? Einige sollen an der örtlichen Medizinischen Fachschule ausgebildet worden sein. Das ist aber trotz intensiver Vor-Ort- und Archivrecherche noch immer nicht sicher belegt.
Das im 18. Jahrhundert erbaute kurfürstliche Jagdschloss war Residenz der Kultur (es hatte sogar eine eigene Oper), Ausgangspunkt zeremonieller Luxusjagden und Schauplatz königlicher Feste. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) plünderten preußische Truppen das Schloss. Das war das Ende des „Versailles von Sachsen“ genannten Ortes. Ab 1813 wurde das Schloss erstmals als Lazarett genutzt. Bis heute fungiert der Komplex (nicht das Schloss) als Heilstätte.
Zur Historie der Heil- und Pflegeanstalten in Schloss Hubertusburg mit Schwerpunkt Psychiatrie war auch aus der Ferne einiges in Erfahrung bringen. 1838 als Landeshospital gegründet, hat es eine bewegte Geschichte. Bis 1994 wurden im barocken Kernensemble psychiatrische Patient*innen behandelt. Die therapeutische Gesundheitsversorgung findet heute in anderen Gebäuden des weitläufigen Geländes statt.
Einfach so überall herumspazieren darf man im Schloss Hubertusburg nicht. Im August 2021 ließ sich Sprechstundenschwester deshalb vom einheimischen Gästeführer Thilo Blamberg erstmals durch die Wermsdörfer Schlösser führen (es gibt neben Hubertusburg noch das Alte Jagdschloss). Weil zum Zeitpunkt der Führung die mit Wermsdorfer Bürger*innen entstandene Sonderausstellung „Meine Hubertusburg. Erzählungen und Visionen“ aufgebaut wurde und das Schloss nur teilweise besichtigt werden konnte, folgte ein zweiter Ortstermin. Fokus diesmal die Gesundheitsgeschichte.
In der Sonderausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Schloss Hubertusburg finden sich tatsächlich einige Dokumente, Fotos, Zeugnisse, Erlebnisberichte dazu. Ich erfahre: 2.500 Klinikmitarbeitende, sieben Stationen, eine eigene Kindertagesstätte, eine eigene Verkaufsstelle und Verköstigung gab es bis 1989/90 in Wermsdorf. Ein berühmter Patient war der erst nach seinem Tod als „wahnhafter Erfinder“ bekannt gewordene Karl Hans Janke. Er lebte mit der Diagnose „chronisch paranoide Schizophrenie“ bis 1988 in der früheren Psychiatrischen Landesanstalt Hubertusburg. Eine ihm gewidmete Ausstellung ist im Haus 21 zu sehen.
Heute stellt die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Fachkrankenhauses Hubertusburg in Wermsdorf die psychiatrische Voll- und Endversorgung für die Regionen Torgau-Oschatz und Riesa-Großenhain.
Chefarzt Dr. med. Peter Grampp hatte mir im Vorfeld einen Hinweis auf eine existierende schriftliche Abhandlung zur Medizinischen Fachschule Wermsdorf gegeben. Diese und eine weitere sichte ich separat im Archiv. Die Besichtigung der ehemaligen und seit zwei Jahrzehnten leerstehenden Pflegeschule konnte leider noch nicht realisiert werden.
Was bisher gesichert ist, steht hier.
Weitere Hinweise von Einheimischen und Schwestern sind willkommen (bitte per E-Mail an aufnahme@sprechstundenschwester.de).
Fotos: Dagmar Möbius (2021)